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Die Trockenheit und ihre Folgen für die Bäume

Sommer mit Hitzerekorde und längerer Trockenheit mehren sich. Doch was bedeutet das für unsere Bäume?

Ein ausgewachsener Baum verdunstet an einem Sommertag bis zu 600 Liter Wasser. Dieses Wasser nimmt der Baum über die Feinwurzeln im Boden auf und transportiert das Wasser über ein Röhrensystem (Tracheiden und Tracheen) an die Orte, an denen es benötigt wird, um danach über die Spaltöffnungen (Stomata) in den Blättern zu verdunsten. Das Ganze ist ein physikalischer Prozess und nennt sich Transpiration.

 

Im 2018 kam zum trockenen Sommer mit dem Wasserstress noch die Baumvollmast dazu, (alle Baumarten haben sehr viele Früchte), was in der Folge die Bäume noch mehr schwächt, da die Samenproduktion sehr energie- und wasserzehrend ist.

 

Wie «schützen» sich Bäume vor Trockenheit?

Bäume haben verschiedene Schutzmechanismen für trockene Perioden. Bei ganz heisser Witterung kann der Baum die Spaltöffnungen bei den Nadeln oder Blättern (Stomata) schliessen und so weniger Wasser verdunsten. Eine feine Wachs- oder Haarschicht überzieht die meisten Blätter oder Nadeln unserer Bäume, es ist die sogenannte Kutikula, welche Wasser in den Zellen zurückhält und so vor der Verdunstung schützt.In sehr trockenen Perioden zum Beispiel im Sommer 2018 habe ich beobachtet, dass Bäume begannen Blätter abzuwerfen, um die Verdunstungsfläche zu verkleinern. Dieses Phänomen ist auch im 2022wieder zu beobachten.

 

Trockenheit - Schutzmechanismus der Bäume

Ein weiterer Schutzmechanismus der Bäume ist den Zelldruck im Blatt (Turgor) zu senken und so Wasser einzusparen, wie hier sichtbar an einem Nussbaum. Fällt der Zelldruck zu tief, kommt es zur Zellschädigung und das Blatt stirbt ab.

Was sind die Folgen für die Bäume?

Kürzere trockene Perioden können unsere Bäume problemlos überstehen, längere Perioden wie in den Jahren 2003, 2015, 2018 oder 2022führen meist zu Folgeschäden, welche durch den Laien und manchmal auch durch uns Baumpfleger erst Jahre später ersichtlich werden.So kann durch den verfrühten Blattabwurf mehr schädliches Sonnenlicht auf die sonst durch Laub beschatteten Kronenteile gelangen und Sonnenbrand in der Krone entstehen, was mittelfristig zu Astausbrüchen führen wird.

 

Durch die Schwächung haben Schädlinge ein leichteres Spiel den Baum zu befallen und ihn lebensbedrohlich zu schädigen. Ein gutes Beispiel dafür ist das vermehrte Auftreten des Weidenbohrers und Pappelbocks. In der Vergangenheit wurden diese, ins Holz bohrenden Insekten, regelmässig durch den starken Wasserfluss im Splintholz (Xylem) des befallenen Baumes «ertränkt». Das häufigere Auftreten dieser Insekten zeugt davon, dass die Bäume wahrscheinlich weniger Wasser führen, daher anfälliger auf den Befall sind und mehr so mehr befallen werden.

 

Die Trockenheit kann auch zum Absterben von Feinwurzeln eines Baumes führen. Feinwurzeln sind zentral für die Wasser- und Nährstoffversorgung. Fallen Teile davon weg, kommt es über Jahre zu einer Unterversorgung im Baum. Diese Unterversorgung kann wiederum dazu führen, dass der Baum unter Wasserstress leidet und über Jahre geschwächt wird. In Einzelfällen ist uns bekannt, dass Bäume durch diese Schwächung von Wurzelschädlingen befallen wurden und abgestorben sind.

 

Trockenheitsgeschädigter Baum

Lichte Baumkronen sind ein typisches Zeichen für trockenheitsgeschädigte Bäume.

Trockenheitsgeschädigter Baum

Das ist eine trockenheitsgeschädigte Buche, bei welcher die Triebspitzen zurückdürren, das Kroneninnere wird dadurch stark besonnt, was Sonnenbrand zur Folge haben kann.

Was kann für die Bäume gegen diese Trockenheit getan werden?

Es ist illusorisch zu glauben, wenn man einem Baum etwas Wasser gibt, sei der Wasserstress nicht mehr da. Möchte man einem Baum wirklich zu Hilfe kommen, sollte dieser über einen längeren Zeitraum gewässert werden. Das heisst, eine leichte Wasserberieselung der Baumscheibe über mehrere Stunden, so kann gewährleistet werden, dass nicht nur oberflächlich befeuchtet wurde. Sondern auch tiefere Schichten nass wurden. Diesen Vorgang empfehlen wir mindestens wöchentlich zu wiederholen, solange bis die Trockenheitsperiode vorbei ist.

 

Welche Baumarten sind am empfindlichsten und wann?

In unseren urbanen und überbauten Umgebung sind sicher sämtliche neu gepflanzten Bäume sehr trockenheitsanfällig, diese sollten sowieso speziell behandelt werden. Siehe unser Merkblatt Baumpflanzung.

 

Es kommt sehr auf die Jahreszeit an, ab wann die Trockenheit für unsere Bäume problematisch ist, im Frühjahr müssen Blätter, Blüten und Triebe produziert werden, eine Zeit also in der sehr viel Wasser und Energie gebraucht wird. Fällt eine Trockenheitsperiode auf den Frühling schwächt das einen Baum mehr, als wenn eine Trockenheitsperiode auf den Spätsommer fällt, wenn die Triebbildung, die Samenproduktion und Knospenbildung bereits abgeschlossen sind.

 

Weiter ist der Baumstandort sehr entscheidend, wie empfindlich Bäume auf Trockenheit sind, so kann eine trockenheitsresistente Baumart an einem schlechten Standort genauso schnell Probleme bekommen wie eine Baumart, die nicht so trockenheitsresistent ist.

 

Auf Trockenheit empfindliche Baumarten:

- Buche

- Hainbuche

- Birke

- Weide

- Schwarzerle

- Rottanne

- Weisstanne

 

 

Eher trockenheitsresistente Baumarten

- Waldföhre

- Feldahorn

- Gleditsia

- Schnurbaum

- Schwarznuss

- Eiche

 

Hat Trockenheit auch Einfluss auf die Baumstatik?

Zu lange Trockenheit kann zu spontanen und unvorhergesehenen Astausbrüchen führen. Vor allem Buchen, Weiden und Pappeln neigen dazu.Holzanatomisch gesehen, sind diese Astausbrüche relativ einfach zu erklären. Holz besteht ja bekanntlich aus Lignin, welches besonders druckfest ist und aus Zellulose, welches besonders zugfest ist. Leidet ein Baum unter der Trockenheit, kann es sein, dass die Zellulose im Holz feine Risse bekommt. Sind zu grosse Bereiche von diesen feinen Rissen betroffen, kann es zum Versagen eines Astes oder Starkastes kommen.

 

Schwieriger Standort für einen Baum

Extrem schwieriger Standort für einen Baum, die Baumscheibe wurde zubetoniert, es besteht keine Möglichkeit für den Baum an Wasser zu kommen. Dieser Baum hat auch bei normalen Wetterverhältnissen Mühe an genügend Wasser zu kommen.

Haben Sie Fragen zu Ihrem Baum? Zögern Sie nicht und kontaktieren Sie uns.

 

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